Denn die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht und man sieht die im Lichte die im Dunkeln sieht man nicht.
Auf leisen Sohlen schleichen sie um Dich herum, samtpfötchengleich, huschen durch das im Feuerschein sich bewegende Ganze, die Schatten umhüllen das, was am Tage vertraut scheint, verwandeln, zittern, ein Innehalten, stoppen, ein atemloses Verweilen.
Um die Klänge auf diesem bereits neunten Solowerk von
ALLYSEN CALLERY
in sich aufnehmen zu können, braucht es keine große Anstrengung, nur ein klein wenig Zeit, ein offenes Ohr und einen Moment in Stille, den man sich fernab des Alltags gönnen möchte.
Und schon verharrt man, die vorbeirauschenden Autos bleiben stehen, Fußgehende in Bewegung stehen still, alles Gespräch verstummt.
Es fordert nicht, es nimmt einfach mit.
Ein Folkmusik-Album, ein im Herzen wildes, nach Außen hin bedächtiges, nachdenkliches Album voll anheimelnder Klangbilder, die wilde Fantasien ebenso wie Tagträume und Gedanken zu Musik werden lassen.
Ein im Grundton bedächtiges, eher stilles, bisweilen meditatives und nachdenkliches Werk, Anklänge an Marianne Faithful vermeint man in Tarot Card zu finden, nun, das sagt einiges über die Qualität, den Anspruch. Trader Horne oder Fotheringay, Myhrre und Weihrauch liegen förmlich betörend in der Luft die wir atmen, die Atmosphäre beschwört Erinnerungen herauf an hippyeske Freundinnen in anderer Zeit, an anderem Ort. Längst vergangen und doch stets lebendig, gerade nur einen kleinen Anstubser benötigend um erneut Minuten zu füllen, mit sehnsüchtig schwelenden Gedanken, vielleicht sogar Stunden.
Irgendwie scheint sie von Irgendwo anders her zu kommen. Durch die Wolken gereist oder durch die Steine gegangen. Dabei ist ihre Musik weder gespenstisch oder unheimlich, viel eher umgibt sie eine Art positiver Mystik und eine vertraute Femdheit, versprüht sie Charme und einen großherzigem Flair.
Keine abgehobene Künstlerin sondern eine Musikerin direkt dabei, ansprechbar, menschlich, freundlich, kommunikativ.
Und in all ihrer Kraft, all ihrer Ausstrahlung könnte dies für die Amerikanerin aus Rhode Island eine Zwischenstation sein, so als könnte man zukünftig andersartige Dinge von ihr erwarten.
Mit dem CosiRecords-Label aus Oberhausen scheint die Künstlerin überdies einen grandiosen Glücksgriff getan zu haben – oder ist es eher andersrum?
Jedenfalls ist das Pressearbeit, die Freu(n)de macht, die sich zudem über alle Maßen am Produkt freuen lässt.
Ganz lieben Dank, dass Ihr mir diese knisternden Momente ermöglicht habt.
Awaken in the morning
in the still and solitary light
to stand beside your shadow
from a dream I had last night
You return and talk to me
we’re walking like we used to do
How can I shake you off this way?
I remember everything
How wrong can one woman be
or how lost and how lonely
Tell me you don’t feel any pain
I remember everything
Well, I miss the thoughts that I used to think
and you walking beside me
Say you were never my friend
I remember everything
° ° °
97/100
ALLYSEN CALLERY – Ghost Folk
Cosirecords, 30.10.2020